Harald Hurst ist 1945 in Buchen geboren. 1993 wurde er mit dem Thaddäus-Troll-Preis ausgezeichnet und war Stipendiat der Kunststiftung Baden-Württemberg.
D´accord mit de Welt
Nie spürt mer die Sonn
durchs weiße Hemd
so wohlig uff de Haut
zwitschere die Vögel
in de Bäum so laut
nie lebt mer so im Jetzt
denkt net an morge
vergesst die Alltagssorge
pfeift uff Termine
Karriere un Geld
selte fühlt mer sich
so heiter beschwingt
so lebendig un frisch
ganz d´accord mit de Welt
so wie se grad isch
nie schmeckt der Wein
beim erschte Schluck
so intensiv
so herrlich uff de Zung
wie im Wirtshausgarte
im Frühling
nach' re Beerdigung
Zielführend
Ab und zu
sollt mer des Lebe
vom End her denke
dann könnt mer sich
en Haufe Stress schenke
der Nahkampf mit de Elleboge
wer hat wen über de Tisch gezoge?
des Rumtrepple im Hamschterrad
des viele G´schwätz im Netz
die ganze G´schaftlhuberei
ging ai´m - pardon
am Arsch vorbei
im Terminkalender wär Platz
für Hauptsatz, Komma, Nebensatz
für analoge Gedanke
Zeit `zur freien Verfügung`
Luxus pur
weiße Blätter bis zum Rand
mer wär Gott sei Dank
nimme so wichtig
schon garnet systemrelevant
mer müsst nimme dringend
überall sei
d´Welt dreht sich weiter
wenn mer irgendwo fehlt
bleibt die net steh
es gäb kaum Verdruss
jeder schafft halt lieber
wenn er net muss
wenn mer des Lebe
vom End her denkt
wozu die Treibjagd?
die blöde Hetzerei?
sogar wenn mer nur Däumle dreht
ging des Lebe zielführend vorbei
aus Märchen lernt mer viel
beim Wettlauf isch der Igel
ganz entspannt
immer vor dem Has am Ziel.