Seit dem Aufkommen des World Wide Web in den 1990ern begriffen es seine Nutzer vor allem als Raum zur Selbstentfaltung. Die Amateure der ersten Stunde pflegten eine leidenschaftliche Beziehung zu einem neuen Medium: man verehrte es, war davon angewidert, stritt eifrig um technische Details und neue Verhaltensregeln. Gleichzeitig entstand ein Schatz neuer Ausdrucksformen und visueller Gepflogenheiten, die Digitale Folklore.
Inzwischen hat sich das Neue Medium in ein Massenmedium verwandelt, die endlose Weite ist scheinbar erschlossen, alle Kommunikation formalisiert und jede Webseite professionell gestaltet. Dennoch prägt Digitale Folklore, von den Nutzern weitergetragen, kontinuierlich den Alltag des Webs. Auf der Suche nach Authentizität widmen sich nun auch verstärkt Designer und Künstler diesem von ihnen selbst ehemals als laienhaft und vulgär belächelten modularen Durcheinander.