„Die Kunst des Grenzgangs besteht darin, nicht umzukommen. Das Hinaufkommen ist völlig unwichtig. Das Zurückkommen ist wichtig.“ Für Reinhold Messner beginnt der Grenzgang im Denken, im Kopf. Aber er findet nicht im Kopf statt, sondern nur vor Ort, in der Todesgefahr. Diese erlebten Grenzsituationen erlauben ihm Identitätserfahrungen, die ihm die Philosophie alleine nicht bieten kann. Oder vielleicht sogar: die gerade deshalb erst möglich sind, weil in der Grenzsituation „kein Bedürfnis mehr nach Philosophie“ da ist.
Für Messner wird in unmittelbarer Todesgefahr das ganze Leben relativiert. Er sieht es, „wie es wirklich ist“, kann sich lösen von aller Anpassung und Fremdbestimmung, um nur noch das zu tun, was er für sich als wichtig empfindet.
Siegfried Reusch unterhält sich mit Reinhold Messner über die Suche nach Wahrheit und Sinn in der Grenzerfahrung und fragt nach, welche Rolle die Möglichkeit des Scheiterns bei seinen Expeditionen spielt.
Vita - Reinhold Messner
Reinhold Messner studierte Vermessungskunde an der Universität Padua und vertrat von 1999 bis 2004 die italienischen Grünen im Europäischen Parlament. Vor allem aber ist er Extrembergsteiger, Abenteurer, Buch- und Filmautor. Er war der erste Mensch, der auf den Gipfeln aller 14 Achttausender stand. Aber er ist nicht nur einer der bekanntesten, sondern auch einer der umstrittensten Bergsteiger. Bemerkenswert ist, dass sein Leben in Extremen mit tiefen philosophischen Reflexionen verbunden ist.
Dr. phil. Dipl.-Chem. Siegfried Reusch studierte Chemie und Philosophie in Ulm und Stuttgart; seit 1995 ist er Verleger, Mitherausgeber und Chefredakteur der Zeitschrift „der blaue reiter – Journal für Philosophie“.
Weitere Informationen: http://www.derblauereiter.de