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In der Reihe: Philosophie heute | Vortrag auf Deutsch | Einführung: Matthias Müller Wenn Menschen sich an ihrem Wohnort und in ihrem Land nicht mehr zuhause fühlen, sich vielmehr subjektiv als Fremde in der eigenen Heimat erleben, dann hat das womöglich nicht allein mit dem beschleunigten Wandel zu tun, der im Zuge marktwirtschaftlicher Prozesse und globaler Völkerwanderungen unaufhaltsam noch den letzten Winkel der Provinz erfaßt; es liegt vielleicht auch an mangelhafter politischer Resonanz: Die Bürger fühlen ihre Ängste und Nöte von der Politik nicht zureichend ernstgenommen. Sie haben unter Umständen auch den Eindruck, es fehle ihnen die Möglichkeit, auf die konkreten Prozesse einzuwirken, sie mitzugestalten und sich selbst als politisch wirksam zu erfahren und somit eine gelingende Beziehung zu ihrer Umwelt herzustellen. Stattdessen erleben sie die Mitwelt als ihnen entfremdet, als stumm oder als zurückweisend. Der Jenaer Soziologe und Beschleunigungstheoretiker Hartmut Rosa versucht in seinem Stuttgarter Vortrag, einen Aspekt dieses mitsprachepsychologischen Problems analytisch zu durchdringen und einen Vorschlag zu seiner Lösung zu unterbreiten. Er führt hierzu die schwingungstheoretische Metapher der Resonanz ein. Der fehlende Widerhall – das ausbleibende Zurück-Tönen (Re-Sonanz) – in der Kommunikation zwischen Politik und Volk könnte ein Grund für das existierende Unbehagen in Teilen der Gesellschaft sein. Hartmut Rosa lehrt an der Universität Jena Allgemeine und Theoretische Soziologie. Er ist zudem Direktor des Max-Weber-Kollegs für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien an der Universität Erfurt. Die Arbeitsgebiete des 1965 geborenen Soziologen umfassen Zeitdiagnose und Moderneanalyse, normative und empirische Grundlagen der Gesellschaftskritik, Subjekt- und Identitätstheorien, Zeitsoziologie und Beschleunigungstheorie sowie Soziologie der Weltbeziehung. Aufsehen erregte sein Buch „Beschleunigung“ (2005, Suhrkamp-Verlag), in dem er die dramatische Veränderung von Zeitstrukturen in der Moderne analysiert. Im Frühjahr 2016 erschien sein jüngstes, über 800 Seiten umfassendes Buch: „Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung“ (Suhrkamp). In Zusammenarbeit mit dem Philosophischen Garten von Matthias C. Müller und dem IZKT der Universität Stuttgart
In der Reihe: Philosophie heute | Vortrag auf Deutsch | Einführung: Matthias Müller Wenn Menschen sich an ihrem Wohnort und in ihrem Land nicht mehr zuhause fühlen, sich vielmehr subjektiv als Fremde in der eigenen Heimat erleben, dann hat das womöglich nicht allein mit dem beschleunigten Wandel zu tun, der im Zuge marktwirtschaftlicher Prozesse und globaler Völkerwanderungen unaufhaltsam noch den letzten Winkel der Provinz erfaßt; es liegt vielleicht auch an mangelhafter politischer Resonanz: Die Bürger fühlen ihre Ängste und Nöte von der Politik nicht zureichend ernstgenommen. Sie haben unter Umständen auch den Eindruck, es fehle ihnen die Möglichkeit, auf die konkreten Prozesse einzuwirken, sie mitzugestalten und sich selbst als politisch wirksam zu erfahren und somit eine gelingende Beziehung zu ihrer Umwelt herzustellen. Stattdessen erleben sie die Mitwelt als ihnen entfremdet, als stumm oder als zurückweisend. Der Jenaer Soziologe und Beschleunigungstheoretiker Hartmut Rosa versucht in seinem Stuttgarter Vortrag, einen Aspekt dieses mitsprachepsychologischen Problems analytisch zu durchdringen und einen Vorschlag zu seiner Lösung zu unterbreiten. Er führt hierzu die schwingungstheoretische Metapher der Resonanz ein. Der fehlende Widerhall – das ausbleibende Zurück-Tönen (Re-Sonanz) – in der Kommunikation zwischen Politik und Volk könnte ein Grund für das existierende Unbehagen in Teilen der Gesellschaft sein. Hartmut Rosa lehrt an der Universität Jena Allgemeine und Theoretische Soziologie. Er ist zudem Direktor des Max-Weber-Kollegs für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien an der Universität Erfurt. Die Arbeitsgebiete des 1965 geborenen Soziologen umfassen Zeitdiagnose und Moderneanalyse, normative und empirische Grundlagen der Gesellschaftskritik, Subjekt- und Identitätstheorien, Zeitsoziologie und Beschleunigungstheorie sowie Soziologie der Weltbeziehung. Aufsehen erregte sein Buch „Beschleunigung“ (2005, Suhrkamp-Verlag), in dem er die dramatische Veränderung von Zeitstrukturen in der Moderne analysiert. Im Frühjahr 2016 erschien sein jüngstes, über 800 Seiten umfassendes Buch: „Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung“ (Suhrkamp). In Zusammenarbeit mit dem Philosophischen Garten von Matthias C. Müller und dem IZKT der Universität Stuttgart